Wenn ich eine Grenze setze, dann sage ich „Stop! Bis hier, aber nicht weiter“. Die Qualität von „Grenzen setzen“ hat viel mit „die Kontrolle behalten“ zu tun. Denn: ich könnte ja noch weiter gehen, tue es aber nicht. Es ist eine Qualität, die vor allem dann angebracht ist, wenn wir uns in neue, unbekannte Situationen begeben. Wenn ich mich das erste Mal auf einer Bergwanderung befinde, dann tue ich gut daran, bei aufkommendem schlechten Wetter und fortgeschrittener Stunde die Überquerung eines Passes auf den nächsten Tag zu verschieben. Wenn ich aber Jahrzehnte Erfahrung in den Bergen mitbringe, meine eigenen Fähigkeiten und auch die Besonderheiten der Route gut einschätzen kann, dann kann ich die Passüberquerung am heutigen Tage realistischer einschätzen und vielleicht sogar in Betracht ziehen.
Im Yoga ist „Grenzen setzen“ immer dann angebracht, wenn es um tiefe Dehnübungen geht. Gerade das Idealbild der hyperflexiblen Yoginis verleitet uns schnell dazu, uns in Haltungen zu begeben, die uns und unseren Gelenken nicht gut tun. Deswegen: Ja, wir wollen uns diese Woche dehnen, und an unseren oft verkürzten Beinrückseiten arbeiten! Aber: uns zuvor klar machen, wo unsere Grenzen sind. Damit wir auch zukünftig so üben können, dass es uns und unserer Gesundheit zuträglich ist.